Pressemitteilung
11/2000

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Nürnberg, 18. März 2000

Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert den Erhalt von IR-Verbindungen in Bayern

Ingolstadt. - Für den Erhalt eines attraktiven InterRegio-Netzes in Bayern hat sich der VCD Bayern anlässlich einer Sitzung des Landesvorstands in Ingolstadt ausgesprochen. Die von der Deutschen Bahn (DB AG) geplanten Streichungen von zahlreichen Verbindungen sind nach Auffassung des VCD eine unannehmbare Verschlechterung eines bisher attraktiven und erfolgreichen Angebots.

Der Landesvorsitzende des VCD Bayern, Matthias Striebich, erläuterte, dass es bei den geplanten Streichungen nicht nur um den Wegfall einiger schlecht ausgelasteter Züge gehe, sondern um einen Einschnitt, der das erfolgreiche InterRegio-Konzept mittelfristig überhaupt gefährde. Ein Qualitätsmerkmal des InterRegios sei unter anderem der regelmäßige 2-Stunden-Takt. "Das gute Image, das der InterRegio seit seiner Einführung im Gegensatz zu den alten D-Zügen hat, basiert auf dem modernisierten Wagenmaterial und dem regelmäßigen zweistündlichen Angebot. Inzwischen kommen die IR-Wagen langsam in die Jahre und das regelmäßige Angebot wird Stück für Stück ausgehöhlt. Damit wird das Image bald wieder so schlecht sein wie beim alten D-Zug," so Striebich.

Der InterRegio sei bisher sehr beliebt bei den Fahrgästen und auch wirtschaftlich durchaus erfolgreich. Im Durchschnitt seien Auslastung und Kostendeckung vergleichbar mit IC und ICE. Allerdings sei die Auslastung einzelner Züge sicher unterdurchschnittlich. Würden diese aber jetzt gestrichen, werde das wirtschaftliche Ergebnis keinesfalls wesentlich verbessert, sondern nach Auffassung des VCD ein gefährlicher Schrumpfprozess eingeleitet, denn mit den geplanten Streichungen werde die Attraktivität des Gesamtangebots verschlechtert, wodurch auch die Auslastung weiterer Züge sinke, die dann binnen kurzer Zeit ebenfalls in Frage gestellt werden. "Auch die Steckenpferde von DB AG und Politik - die ICEs - benötigen die Zubringerfunktion eines attraktiven IR-Netzes," so Striebich. Der nun zeitgleich mit einer Neugestaltung des Tarifsystems angekündigte Wegfall des IR bedeutet den Verzicht auf einen wesentlichen und bewährten Baustein im Fernverkehr der Bahn. Eine Schrumpfbahn, die abseits der großen Ballungsräume keine schnellen und attraktiven Verbindungen bietet, kann in der Konkurrenz zum Pkw nur verlieren.

Von der Politik fordert der VCD einen aktiven Beitrag für den Erhalt eines dichten und attraktiven IR-Netzes. Es sei sehr bequem, wenn Politiker die Streichung von IR-Verbindungen "zutiefst bedauern", aber sich dann sofort zurücklehnen und achselzuckend darauf hinweisen, dass der Personenfernverkehr und der Güterverkehr von der DB AG eigenwirtschaftlich betrieben würden und die Politik "leider, leider" keinen Einfluss mehr auf das Angebot habe. "Es ist zwar richtig, dass Personenfernverkehr und Güterverkehr der DB AG per Festlegung durch die Bahnreform eignwirtschaftlich sein sollen, aber Tatsache ist, dass die DB AG unter den gegenwärtigen verkehrspolitischen Rahmenbedingungen ein Großteil dieser Verkehre nicht eigenwirtschaftlich betreiben kann. Dies ist somit ein Fehler der Bahnreform, für den die Politik sehr wohl die Verantwortung trägt - ebenso wie für die gegenwärtigen verkehrspolitischen Rahmenbedingungen," so Striebich. Die Politik solle also nicht so tun, als ginge sie das alles nicht an, sondern endlich handeln. 

Die Ausdünnung des IR-Angebots bedeute für einige Regionen in Bayern eine massive Verschlechterung des Bahnangebots - so werde der Nordosten Bayerns von einem attraktiven Bahnanschluss immer mehr abgehängt, da nach den bestehenden Planungen eine Reihe von InterRegios der Linie von München über Regensburg nach Hof schon in Regensburg enden sollen. "Die DB AG rät den Fahrgästen, statt des wegfallenden InterRegios doch die Regionalbahn zu nutzen - das kann wohl nur als Witz gemeint sein. Wer allen Ernstes einen Zug, der an jeder Milchkanne hält, als Ersatz für einen Fernverkehrszug anpreist, dem sind die Bedürfnisse der Fahrgäste wohl mehr als egal," so Striebich. Auch für den Ingolstädter Raum ergeben sich massive Verschlechterungen, da zahlreiche InterRegio-Verbindungen von München über Ingolstadt und Treuchtlingen in Richtung Würzburg wegfallen sollen.

Die Situation im Ingolstädter Raum und in Ostbayern sei besonders absurd, so der VCD, weil hier gleichzeitig aufwendige Investitionen in die Infrastruktur geplant sind beziehungsweise bereits getätigt werden. "Man fragt sich schon, warum unbedingt mit einem Milliardenaufwand die ICE-Strecke über Ingolstadt gebaut werden muss, wenn der Bedarf heute nicht einmal eine InterRegio-Verbindung alle zwei Stunden rechtfertigt," so Striebich. Anscheinend sei es leichter, einen zweistelligen Milliardenbetrag für ein Prestigeobjekt aufzubringen als ein paar Millionen pro Jahr, die ja nur einem Bruchteil der Zinsen der Bausumme für die Neubaustrecke entsprechen, um ein regelmäßiges attraktives Angebot zu finanzieren, das heute schon vielen Reisenden nützt.

Ähnlich sehe es in Bezug auf die Anbindung Ostbayerns an den Münchener Raum aus. Dort sei die sogenannte "Marzlinger Spange" geplant, die quer durch ein Naturschutzgebiet führt und über eine halbe Milliarde Mark kosten soll, angeblich um den ostbayerischen Raum besser an den Flughafen München anzubinden. Gleichzeitig werde aber nun das IR-Angebot zwischen München und Ostbayern verschlechtert. "Dies ist widersinnig, denn - selbst wenn man noch so hohe Zuwachsraten für den Flugverkehr annimmt, was wir im Interesse von Mensch und Umwelt nicht hoffen - werden die weitaus meisten Reisenden aus Ostbayern immer nach München Hauptbahnhof fahren, um das Ziel München zu erreichen oder dort umzusteigen, und nicht zum Münchener Flughafen," so der VCD. Ostbayern brauche also vor allem ein regelmäßiges und attraktives Fernverkehrsangebot nach München Hauptbahnhof. Die Streichungen von IR-Verbindungen sei kontraproduktiv. Im übrigen verkehre für Fluggäste aus Ostbayern heute schon ein Bus im 20-Minuten-Takt zwischen dem IR-Bahnhof Freising und dem Münchener Flughafen.

Rückfragen an das Landesbüro, 0911/47 17 43

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