Pressemitteilung
14/2008

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Verkehrsclub Deutschland
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Nürnberg, 28. Mai 2008

Der Verkehrsclub Deutschland warnt vor unbedachtem Radwegebau

Selbständige Radwege sind attraktiver als Radwege an Straßen

Die bayerische Staatsregierung hat heute verkündet, vermehrt Radwege an Staatsstraßen bauen zu wollen. Der VCD Landesverband Bayern warnt davor, dass damit kein Gewinn für die Verkehrssicherheit herausspringt. Denn ob Radwege an außerörtlichen Straßen tatsächlich mehr Sicherheit bringen wurde nie untersucht und es gibt Indizien, die sogar dagegen sprechen. "Hier muss aber der gleiche Maßstab gelten, wie überall: ohne empirischen Nachweis ist eine Maßnahme nicht sinnvoll und die Geldausgabe Verschwendung von Steuermitteln", bemerkt Bernd Sluka, Vorsitzender des Verkehrsclubs in Bayern.

Hinzu kommt, dass mit Radwegen neben Straßen auch keine Förderung des Fahrrad-Tourismus einhergeht. "Wer will dann schon in seiner Freizeit an einer lärmenden Straße Rad fahren? Und wo Straßen nicht verlärmt sind, fahren so wenige Autos, dass sich ein Radwegbau gar nicht erst lohnt", erklärt Sluka den Zusammenhang. Der VCD fordert daher, dass Radwege vor allem als selbständige Wege, abseits von bestehenden Straßen angelegt und gefördert werden. Außerdem fehlt in Bayern schon lange ein Programm zur Förderung von Radverkehrswegweisung. Sluka: "Es gibt viel ruhige, kleine Nebenstrecken, über die man die man viel angenehmer mit dem Rad fahren kann. Sie gehören nur entsprechend beschildert, dass man sie auch ohne Ortskenntnis findet." In Bayern werden Wegweiser nur bezuschusst, wenn gleichzeitig Radwege gebaut werden.

Radwege vermehren die Unfallzahlen. Vor allem an den unvermeidlichen Kreuzungen mit anderen Straßen sowie an Grundstückszufahrten, werden Radfahrer häufiger in Unfälle verwickelt. Aber auch "auf der Strecke" tragen Radfahrer im Gegenverkehr und Fußgänger auf engstem Raum zu den Unfällen bei. Außerorts sind die Kreuzungsstellen zwar seltener, dafür sind aber die dort gefahrenen Geschwindigkeiten höher und Autofahrer rechnen noch weniger mit Radfahrern neben der Fahrbahn als innerorts. Hinzu kommt, dass außerörtliche Radwege nur an einer Seite verlaufen und deswegen häufig gefährliche Querungen der Fahrbahn erzwingen.

Für innerörtliche Radwege ist diese Unfallzunahme schon lange bekannt. Deswegen kommt man inzwischen immer mehr von ihnen ab. Bei Radwegen außerhalb von Ortschaften liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor. Die Untersuchung "Unfälle mit Radfahrern in Bayern" ergab 1993 zumindest einen Hinweis. Demnach verunglücken auf Bayerns außerörtlichen Straßen mit Radweg dreimal so viele Radfahrer wie auf den Straßen ohne Radweg. "Ein Teil dieser Zunahme ist bestimmt dadurch zu erklären, dass mehr Radfahrer auf Straßen mit Radwegen fahren als auf den anderen. Aber welchen Anteil dieser Sammlungseffekt hat und wie Radwege die Unfallsituation wirklich verändern, wurde noch nicht untersucht," stellt Sluka fest.

Daher fordert der VCD, dass der bayerische Staat zuerst einmal eine fundierte Unfalluntersuchung durchführen lässt, die auch die Radverkehrsdichte und die hohe Dunkelziffer bei leichten Fahrradunfällen berücksichtigt. Von Schnellschüssen ist Abstand zu nehmen. Bevor viel Geld buchstäblich in den Sand gesetzt wird, sollte man zuerst klären, ob wirklich "Verkehrssicherheitsgründe" für Radwege sprechen, die an Straßen verlaufen oder ob sie nicht gerade aus Gründen der Verkehrssicherheit abzulehnen sind. Bis zur Klärung dieser Fragen wäre es sinnvoll, die Fördergelder nur in selbständig geführte Wege und in Beschilderungsmaßnahmen zu stecken, um so die Netzdichte für Radfahrer zu erhöhen.

Für Rückfragen steht Ihnen der Landesvorsitzende Bernd Sluka gerne persönlich zur Verfügung: Tel. 0151 / 11 68 20 76. Oder wenden Sie sich bitte an das VCD-Landesbüro.

 

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