Pressemitteilung
24/2009

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Verkehrsclub Deutschland
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Nürnberg, 24. November 2009

Ausbau der A 8 löst keine Verkehrsprobleme

Verkehrsclub Deutschland (VCD) Bayern fordert Vorrang für die Schiene

Die Vorfreude der bayerischen Staatsregierung auf die bevorstehende Verkehrsfreigabe des sechsspurig ausgebauten Abschnittes Odelzhausen-Adelzhausen der Autobahn A 8 kann der Verkehrsclub Deutschland (VCD), Landesverband Bayern, nicht teilen. "Ein Ausbau des Straßennetzes zerstört wertvolle Natur und Landschaft und zieht letztlich nur noch mehr Verkehr an", ist Matthias Striebich, stellvertretender VCD-Landesvorsitzender, überzeugt. Erste Priorität müsse vielmehr der Ausbau des Bahnverkehrs genießen. Anstatt ständig neue Straßen zu bauen bzw. zu erweitern, müsse der Freistaat auch angesichts der angespannten Haushaltslage dem Erhalt der bestehenden Infrastruktur unbedingten Vorrang einräumen.

Mit dem Ausbau von Autobahnen lassen sich grundsätzlich keine Verkehrsprobleme lösen. Die Verkehrsspezialisten des VCD können sich dazu auf eine Studie Forscher Gilles Duranton und Matthew Turner von der University of Toronto stützen. Die beiden Wirtschaftsprofessoren haben den Zusammenhang zwischen Straßenbau und Verkehrsaufkommen am Beispiel der Vereinigten Staaten empirisch untersucht und kommen dabei unmissverständlich zu dem Ergebnis: Allein ein Ausbau des Straßennetzes um ein Prozent in einer Region führe dazu, dass der Autoverkehr um ein Prozent zunimmt. Eine Verdoppelung der Straßen bewirke gar eine Verdoppelung des Verkehrs!

Deutschland - hier insbesondere der Freistaat Bayern - verfügt schon jetzt über das dichteste Straßennetz der Welt. Gegen den stetig drohenden Verkehrskollaps hilft mittelfristig nur eine Großoffensive beim öffentlichen Verkehr. Wirksam wäre aus Sicht des VCD daher allein eine massive Verlagerung des Personen- und Güterverkehrs auf die umweltfreundliche Bahn. So fordert der VCD Landesverband Bayern insbesondere ein besseres Angebot im Personenverkehr zwischen Stuttgart, Augsburg, München und Salzburg: Striebich. "Nachdem der Regionalverkehr im Entfernungsbereich zwischen 50 und 200 Kilometer generell stark zur Belastung der Autobahnen beiträgt, fordern wir den Ausbau eines schnelleren Regionalverkehrsnetzes in Bayern, das einen Fernverkehrsstandard unterhalb des ICE-Verkehrs bietet". Als Alternative zum Ausbau der A 8 in Richtung Osten schlägt der VCD konkret den längst überfälligen Ausbau mit Elektrifizierung der Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing vor.

Scharfe Kritik übt der VCD auch an dem haushaltstechnisch fragwürdigen Modell der Straßenbaufinanzierung mittels des sogenannten "Public Private Partnerships" (PPP). Die Mauteinnahmen aus den beim Ausbau der A 8 zum Einsatz kommenden Betreibermodellen erhalten größtenteils die privaten Infrastrukturbetreiber. Diese Gelder stehen also weder zur Reparatur an anderen Stellen noch zum Ausbau von entlastenden Alternativen zur Verfügung. Striebich: "Die private Vorfinanzierung von Projekten verlagert die Geldprobleme des Staates lediglich auf kommende Generationen". Langfristige finanzielle Verbindlichkeiten, warnt Striebich, werden uns mit Zins und Zinseszins am Ende deutlich teurer kommen.

Für Rückfragen steht Ihnen der stellvertretende Landesvorsitzende Matthias Striebich gerne zur Verfügung, Kontakt über Tel. 0160/305 89 15, oder wenden Sie sich bitte an das VCD-Landesbüro.

 

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